Wer bin ich? Was bin ich? Woher bin ich? Bin ich mein Name? Mein Geschlecht? Oder das, was die anderen in mir sehen? Gerade in der Pubertät stellen sich viele diese Fragen und suchen danach, was sie selbst ausmacht. Dieses Thema der Identität trieb die Mitglieder der deutsch-französischen Theater AG an, gemeinsam ein Stück zusammenzubauen. Uraufführung war am Collège Jean de la Fontaine in Saint-Avold, jetzt kam die dichte szenische Collage nach Dudweiler.
Dagmar François und Bea Schmitt, die beiden Französischlehrerinnen, die die AG an unserer Schule leiten, gaben vor Beginn einige Informationen: An der Partnerschule in St. Avold nehmen 19, an unserer Schule 16 Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren an der grenzüberschreitenden Theaterwerkstatt teil, die schon seit drei Jahren besteht. Die kreative Arbeit der Schülerinnen und Schüler wird auch von dem Schauspieler und Regisseur Fábio Godinho unterstützt, der bei einigen Proben, vor allem aber in der intensiven Projektwoche im März in Baerenthal, mit dabei war. Finanziell wird das Projekt vom Ministerium für Bildung und Kultur, vom Regionalverband Saarbrücken und vom Deutsch-Französischen Jugendwerk unterstützt.
In vielen, sehr unterschiedlichen Szenen bringen die 35 jungen Schauspielerinnen und Schauspieler zum Ausdruck, was Identität sein kann: Es wechseln sich mehrsprachige witzige, wilde, traurige und surreale Kurzszenen ab. Zum Beispiel: Ein Wissenschaftler im weißen Laborkittel mutiert zu einem Gitarre spielenden jungen Jimi Hendrix. In der Schule wird einer Gruppe unwilliger Schüler Hamlets berühmter Monolog “Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage” diktiert, wobei Nachfragen nach dem Sinn des Diktierten offensichtlich auch die Lehrer überfordert. Dann landen Außerirdische in St. Avold – sie haben sich die Gegend ausgesucht, weil hier die gehorsamsten Erdlinge wohnen, die am einfachsten versklavt werden können.
Auch die Äußerungen der Schülerinnen und Schüler zur Jugend enthüllen viel von der Sicht der Jugendlichen auf ihre Realität und auf sich selbst, da fallen Äußerungen wie “Jugendliche sind blind, sie achten nur aufs Aussehen” oder “ J’ai peur de la mort…“, „Ich weine manchmal ohne Grund – die Pubertät ist halt anstrengend“ oder „In der Jugend ist man in einer ‚Fuck-my-life-Phase‘, aus der man nie wieder rauskommt – denkt man.“
Am Ende der vierzig Minuten Vorstellung, die wie im Fluge vergingen, bedankten sich beide Schülergruppen bei ihren Lehrerinnen und bei Fábio Godinho für freundliche Unterstützung in Rat und Tat. „Für uns Lehrerinnen und unsere multikulturellen Projektteilnehmer ist die Aufführung immer wieder ein großartiger Moment“, resümiert Dagmar François, „wir spüren dann, dass es eine unglaubliche Chance darstellt, wenn die Jugendlichen gemeinsam Kultur gestalten.“